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Bettina Bauer

Bedürfnisorientierung in Kindertageseinrichtungen - Teil 2

Letzte Woche ging es darum, vor welchen Problemen Kitas bei der Umsetzung von Bedürfnisorientierung stehen. Heute möchte ich ein paar Anregungen geben, wie man den kindlichen Bedürfnissen in Kitas mehr Raum geben kann.


Die Bedürfnisse, die meiner Meinung nach in der Kita besonders im Vordergrund sind, lassen sich für mich in fünf Überkategorien zusammenfassen:

  1. Nähe, Sicherheit, Vertrauen, Wärme, Wertschätzung, Verbundenheit

  2. Ruhe und Entspannung

  3. Kreativität

  4. Selbstwirksamkeit, Selbstbestimmung, Selbstverantwortung, Autonomie

  5. Aktivität, Feiern


1. Nähe, Sicherheit, Vertrauen, Wärme, Wertschätzung, Verbundenheit

Diese Bedürfnisse können vor allem dann gut befriedigt werden, wenn ausreichend Personal vorhanden ist. Meiner Ansicht nach ist das ein politisch und gesellschaftliches Thema: Es muss einerseits der Personalschlüssel in Kitas besser werden, wenn man eine persönlichere Betreuung möchte. Jede Fachkraft in Kitas kann garantiert über unzählige Tage berichten, an denen der Bildungsauftrag nicht ansatzweise umsetzbar ist. Weil man eigentlich nur damit beschäftigt ist, seiner Aufsichtspflicht gerecht zu werden. In Hessen umfasst der sogenannte "Bildungs- und Erziehungsplan" immerhin über 150 Seiten.

Natürlich reicht es nicht aus, einfach zu sagen "wir suchen mehr Fachkräfte für Kitas". Man muss dann schon den Beruf als solchen attraktiver machen. Dazu muss eine deutlich größere Wertschätzung der Arbeit durch die Gesellschaft entstehen. Finanziell und vom Respekt, der den Fachkräften entgegen gebracht wird.


Zusätzlich zum Personalschlüssel sorgt eine gute Eingewöhnung dafür, dass Kinder zu den Erzieher*innen und anderen Kindern eine gute Beziehung aufbauen können. Nach der Eingewöhnung ist es natürlich ideal, wenn die Erzieher*innen in der Einrichtung nicht dauernd wechseln. Dafür hilfreich ist es, genügend Zeit für das Thema Teambuilding einzuräumen, ohne sich im Teambuilding zu verlieren und keine Zeit mehr für die eigentliche Arbeit zu haben.


Außerdem braucht man qualitativ hochwertige Weiterbildungen. Sodass die Pädagogen immer auf Grundlage der aktuellen Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie arbeiten können.



2. Ruhe und Entspannung

In Kitas geht es oft wuselig und laut zu. Damit man nicht in einen dauergestressten Zustand kommt, braucht man Ruhe. Wie lässt sie das umsetzen? Politisch gesehen könnten zum Beispiel kleinere Gruppengrößen festgelegt werden.

Idealerweise wird beim Neubau einer Kita direkt auf Rückzugsorte geachtet. Viele kleine Nischen, in denen man sich mal zurückziehen kann, wenn einem danach ist. Dazu gehört, dass man den Kindern vertraut und sie die Möglichkeit haben, jeder Zeit zu sagen, wann es ihnen zu viel wird.


Kinderyoga, gezielte Entspannungsangebote (vor allem um die Mittagszeit herum) können ein tolles Mittel sein, um Kindern verschiedene Strategien zu zeigen. Dabei sollte man immer im Blick haben: Ich als Fachkraft denke vielleicht, jetzt wäre Entspannung angebracht. Die Kinder haben aber gerade das Bedürfnis sich zu bewegen.



3. Kreativität

Kinder leben ihre Kreativität auf unterschiedlichste Weise aus. Malen, Bauen, Rollenspiel, Basteln und vieles mehr. Ihnen sollte genug Möglichkeit gegeben werden, ihre Kreativität auszuleben. Oft sehen Erwachsene nur die Ergebnisse vom Malen und Basteln. Aber andere Bereiche ermöglichen genauso gut, sich auszuprobieren, Problemlösungen zu finden und Fein- und Grobmotorik zu trainieren. Deshalb sollten all diese Bereiche die gleiche Wertschätzung erhalten.



4. Selbstwirksamkeit, Selbstbestimmung, Selbstverantwortung, Autonomie

Je größer Kinder werden, desto mehr kann man ihnen Entscheidungen selbst überlassen. Es gibt natürlich Entscheidungen, für die Kinder noch nicht den ausreichenden Weitblick haben. Außerdem überfordert sie eine zu große Palette an Wahlmöglichkeiten.


Man kann Kinder zum Beispiel gut entscheiden lassen:

Was möchte ich spielen? Mit wem möchte ich spielen? Möchte ich gerade Ruhe oder Action? Was möchte ich basteln? Was möchte ich vom angebotenen Essen essen? Was möchte ich heute anziehen? Wie dick ziehe ich mich an, wenn ich nach draußen gehe?


Wir alle wachsen an unseren Aufgaben. Und wenn ich mich als Kind mal "falsch" entschieden habe? Das wird passieren. Aber dann ist es doch schön zu wissen, dass meine Erzieher*innen da sind und mich unterstützen. Und mich beim nächsten Mal vielleicht liebevoll daran erinnern- aber auch zulassen können, dass ich es trotzdem nochmal versuchen möchte.



5. Aktivität, Feiern

Kinder wollen sich bewegen. Deshalb ist es wichtig, ausreichend Bewegungsmöglichkeiten wie Bewegungsraum und Garten zu haben. Und das am besten den ganzen Tag. Das ist im Alltag oft schwer umzusetzen, wäre aber absolut notwendig. Wenn die entsprechenden räumlichen Möglichkeiten in der Kita nicht vorhanden sind, gibt es die Möglichkeit auf Spielplätze auszuweichen. Solche "Mini-Ausflüge" erfordern natürlich wieder entsprechendes Personal.


Feiern werden in Kitas meiner Erfahrung nach zum Glück sehr gut umgesetzt. Kindergeburtstage und Feiertage im Jahresverlauf sind der Regelfall. Natürlich kann man zusätzlich kleine Feiern einbauen- wie ein besonderes Frühstück an einem Tag in der Woche. Oder eine wilde Tanzparty im Bewegungsraum.


Mit diesem Artikel schließe ich nun den Themenmonat Mai. Nächste Woche wartet schon ein toller neuer Gastbeitrag auf euch.

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