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Bettina Bauer

Auch "normale" Familien haben Herausforderungen


Was meine ich mit einer "normalen" Familie? Im Endeffekt gibt es natürlich so viele verschiedene Familienkonstellationen und Familiensysteme, wie es Familien selbst gibt. Was ich damit meine sind die Familien, die einfach so als unauffällig unterm Radar laufen. Bei denen (scheinbar) alles funktioniert und die sich in nicht akut in einer Phase befinden, in der sie Hilfe von außen in Form von Familienhilfemaßnahmen benötigen.



Nach außen haben diese Familien erstmal scheinbar alles erreicht, was sie erreichen wollten und das absolute Glück gepachtet. Auf Social Media zeigen uns Familieninfluencer ihren perfekten Alltag. Oder sie reden auch mal über schwierige Themen- die im Netz aus Schutz der Persönlichkeitsrechte der Kinder in meinen Augen nichts verloren haben. (Wenn manche dieser Influencer versichern, ihre Kinder seien ja einverstanden, dann bedenke man, dass Kinder absolut abhängig sind von ihren Eltern. Was bleibt ihnen denn übrig, als mit zu machen? Davon abgesehen, dass sie nicht einschätzen können, wie das mit der Reichweite im Internet ist etc.) Aber zurück zum Thema: Wir werden immer mit dem Bild der happy family konfrontiert, in der alles gut läuft. Die Erwachsenen sind nach der Arbeit immer super gelaunt und haben wahnsinnig viel Energie, um sich nebenbei selbst zu verwirklichen, während sie die 5 Freizeitaktivitäten ihrer Kinder mal eben so managen und an den Wochenenden die tollsten Ausflüge unternehmen. Die Kinder schlafen hingegen von Geburt an durch, haben keinen eigenen Willen, damit sie ohne zu motzen alles mit machen, was die Erwachsenen möchten. Oder wir werden in Komödien mit dem krassen Gegenentwurf und aus Unterhaltungszwecken überspitzt chaotischen Familienleben beglückt. Die Realität des Familienalltags ist irgendwo dazwischen.


Und genau dieses "dazwischen" birgt seine Herausforderungen. Denn in Zeiten, in denen die Gesellschaft irgendwie zu erwarten scheint, dass die Elternteile (am besten Vollzeit) erwebstätig sind, gleichzeitig aber Betreuungsausfälle und -einschränkungen an der Tagesordnung sind, lastet ein enormer Druck auf Eltern. Sie sollen im Job funktionieren. Sie sollen liebevoll mit ihren Kindern umgehen. Sie sollen sich um die gesunde Ernährung ihrer Kinder kümmern. Sie sollen dafür sorgen, dass der Medienkonsum kontrolliert und wohldosiert von statten geht- auch wenn dieser manchmal das einzige Mittel ist, um mal fünf Minuten durchzuatmen. Sie sollen einfach Experten in allen Gebieten sein. Und am Besten sollen sie das alles ganz alleine schaffen.


Du findest, das geht gar nicht? Das finde ich auch. Ich möchte, dass Familien in einem stressfreien Raum zusammen kommen. Dass sie die Chance haben, sich untereinander auszutauschen und Kontakte zu Familien mit ähnlichen Interessen knüpfen können. Elternisolation ist für mich ein ganz wichtiger Punkt, der vor allem im ersten Lebensjahr eines Kindes unterschätzt wird. In den nächsten Tagen werde ich dazu noch einen Artikel schreiben.


Ich möchte außerdem, dass Eltern und ihre Kinder zusammen kommen. Das sie gemeinsam etwas erleben. Obwohl das Kind "schon alt genug ist, um alleine in Sport zu gehen" etc. (Mehr dazu findest du im Artikel "Warum Familienkurse?") Durch gemeinsames Tun und Aktiv werden soll die Beziehung gestärkt und schöne Erinnerungen geschaffen werden.


Als ich mich selbstständig gemacht habe und die Frage war, unter welche Tätigkeit ich einkategorisiert werde, wurde mir gesagt, dass ich keine sozialpädagogische Tätigkeit ausführe. Obwohl ich Sozialpädagogin bin. Da ich aber nicht hauptsächlich mit "Problemfamilien oder schwer erziehbaren Kindern" arbeite, falle ich einfach unter Dienstleistung. Ich finde, das verkennt die Dimension, welchen Herausforderungen Familien gegenüber stehen. Es verkennt, welches Fachwissen ich im Hintergrund habe: Welche Netzwerke ich aufbaue, um es Familien zu ermöglichen, sich mit Hilfe zur Selbsthilfe gegenseitig zu unterstützen. Damit sie nicht erst in eine Schieflage geraten und in Überforderung von außen eingegriffen werden muss.


Auch "normale" Familien haben Herausforderungen. Wie siehst du das?




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